Die epigenetische Regulation der Genexpression stellt ein Schlüsselprozess in der Kontrolle des Wachstums und der Entwicklung dar. Den größten Anteil an der Gewebe- und funktionsspezifischen Genregulation stellt die epigenetische Modifikation von Histonproteinen dar. Hierbei führt die reversible Modifikation verschiedener Aminosäuren in der Histonproteinkette durch Acetylierung, Methylierung und Phosphorylierung zur Änderung der Chromatinkonformation. Diese Mechanismen können somit das Zusammenspiel der Proteine in einer Zelle entscheidend beeinflussen. Bislang lagen nur wenige Informationen über den Zusammenhang der verschiedenen Modifikationen mit den zellulären Prozessen und den phänotypischen Konsequenzen vor. Durch die Kartierung eines chromosomalen Bruchpunktes bei einem Patienten mit einem Noonan-Syndrom ähnlichen Phänotyp konnten wir die Histonacetyltransferase KAT6B/MYST4 als zu Grunde liegenden Defekt identifizieren (Kraft et al. 2011). Darüber hinaus gelang es uns den Signalweg zurückzuverfolgen und die Verbindung zu dem klinischen Bild des Patienten herzustellen.
Interessanterweise konnte weitere Arbeitsgruppen Veränderungen in spezifischen Bereichen des KAT6B-Gens mit zwei weiteren Krankheitsbildern assoziieren, der Say-Barber-Biesecker Variante des Ohdo-Syndroms (Clayton-Smith et al. 2011) und dem Genitopatellar-Syndrom (Campeau et al. 2012; Simpson et al. 2012). Diese Patienten zeigten zwar im Detail unterschiedliche Merkmale, aber auch grundlegende Übereinstimmungen und bestätigen somit unsere Vorarbeiten.