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Neurokognitive Störungen

Neurokognitive Störungen manifestieren meist primär als psychomotorische Entwicklungsstörung und betreffen 2-3% der Bevölkerung. Sie gehen später häufig mit einer geistigen Behinderung (mentale Retardierung) einher. Sie stellen eine große Belastung für die Betroffenen und deren Familien dar und sind ein wichtiges ungelöstes Problem der Medizin. In der Mehrzahl der Fälle vermutet man genetische Faktoren als Ursache. In den letzten Jahren ist es gelungen, bei etwa der Hälfte der Betroffenen solche genetischen Veränderungen nachzuweisen. Mittlerweile sind bereits  über 1.500 beteiligte Gene identifiziert worden. Die Forschungsgruppen am Institut haben dazu einen wichtigen Beitrag geleitstet und zahlreiche dieser Gene identifizieren sowie die assoziierten Krankheitsbilder charakterisieren können. In der Mehrzahl der Fälle waren neu entstandene Genmutationen ursächlich, die autosomal-dominant wirken. Von beiden gesunden Eltern vererbte, autosomal-rezessive Varianten sind als Ursache vor allem bei elterlicher Blutsverwandtschaft häufig. Auch Mutationen in Genen auf dem X-Chromosom sind bekannt und führen zu variabler Ausprägung in den Geschlechtern.

Die enorme genetische Heterogenität und häufig ein unspezifischer klinischer Phänotyp erschweren die klinisch-genetische Diagnostik. Mit den neuen Methoden der Genomsequenzierung (Next Generation Sequencing, NGS) ist es aber nun möglich geworden, das ganze Erbgut oder Teile davon gleichzeitig zu analysieren. Diese Technologie wird am Institut intensiv genutzt, insbesondere im Eltern-Kind Trio Design zum Identifizieren von Neumutationen aber auch in konsanguinen Familien mittels Autozygotie-Kartierung zum Nachweis von rezessiven Veränderungen. Um die Pathophysiologie der Erkrankungen besser zu verstehen, werden die beteiligten Gene in zellbiologischen Modellen mit Hilfe von induzierten pluripotenten Stammzellen aber auch im Modellorganismus der Fruchtfliege weiter charakterisiert. Für verschiedene syndromale und nicht-syndromale Krankheitsbilder  wird außerdem das Spektrum der ursächlichen Mutationen und des klinischen Erscheinungsbildes charakterisiert.

Am Institut werden diese Ansätze in den Arbeitsgruppen intensiv verfolgt (AG Prof Dr. med. André Reis ).